Donnerstag, 11. November 2010

Floh - Fluch - Politikum

Aktuell

Was haben Rinder, Mäuse, Schafe und Menschen gemeinsam? So einiges, aber für die Jiggers zählt nur eines: Leckeres warmes Blut. Jiggers/Chiggers sind Sandflöhe, die sich in die Haut ihres Wirtes eingraben, um dort Eier zu legen. Neben der schmerzhaften und nicht unkomplizierten Entfernung der Gelege durch eine kleine Operation, begünstigen die Tiere auch gefährliche Krankheiten wie Tetanus. In der Busoga Region in Uganda gibt es derzeit eine richtige Plage von diesen Parasiten. Der Großteil der Menschen wird befallen, während sie barfuß laufen - da sich die Quälgeister mit Vorliebe zwischen den Zehen einnisten. 

Bei Rose Matama, 72, (Quelle: Observer) ist das anders. Sie wurde nicht befallen, weil sie keine Schuhe trägt. In ihrem Haus sind die Jiggers einfach überall. "Seit meiner Kindheit habe ich noch nie von solch einem Jigger-Angriff gehört", sagt sie. Der Befall ist so schlimm, dass sie niemand besucht - bis auf ihren Sohn, aber auch nur damit er ihr etwas zu essen bringen kann. Ihre Freunde meiden ihr Haus, aus dem Aberglauben, sie sei von einem Fluch befallen. Doch nicht nur sie glauben fest daran, auch die alte Frau ist der festen Überzeugung, dass sie von ihren Nachbarn verhext wurde. Der Glaube daran ist so stark, dass sie sich keine Hilfe holt - sich nicht einmal für andere Möglichkeiten interessiert. Von einer nahe gelegenen Praxis, die sich auf die Behandlung solcher Fälle spezialisiert hat, weiß sie nichts. Doch sie ist nicht die Einzige, die derart unter der Plage zu leiden hat.

In der Vorwahlzeit ist das natürlich ein gefundenes Fressen für jeden Politiker. Und schon gibt es erste Schuldzuweisungen: Es sei der Bezirksbürgermeister, der zu wenig aufgeklärt habe. Die Bevölkerung, die keine Hilfe annehmen wolle und sich in Aberglauben flüchte. Oder Ugandas Parlamentarier, die die Region vernachlässigt hätten... Flucht vor Verantwortung und Schuldzuweisungen findet man wohl in jeder Kultur.


Bilder des Tages
Schein und Sein..: ... das sind in Uganda oftmals zwei unterschiedliche Dinge. Auf das Erscheinungsbild wird in diesem Land unglaublich viel wert gelegt - so viel, dass Menschen mit den feinsten Stoffhosen und den saubersten Hemden unter dem schlimmsten Hunger leiden können. Die Würde durch das Erscheinungsbild wahren als letzte Bastion gegen Ausgrenzung. Dabei gibt es einen strikten Dresscode: Auf der Arbeit und tagsüber in der Stadt sollte man als Frau kurze Röcke (über dem Knie) meiden. Außerdem ist der Büro-Chic gefragt. Hier sieht man unsere Freiwillige Sylvia, die selbst zum Müll verbrennen ihre besten Sachen trägt. Männer sollten ebenfalls in Hemd und Stoffhose gekleidet sein. In der Kirche tragen Frau und Mann eh nur Sonntagskleider - aber Frau sollte, wenn möglich, in Rock oder Kleid (natürlich nicht zu kurz) erscheinen. Am Abend steht man jedoch "allein im Club" (so unser URCS Coordinator), wenn die Klamotten nicht eng und nicht  kurz genug sind ...

Meinungsfreiheit: Es gibt sie. Wenn auch nur begrenzt, denn ein kritisches Buch über den Präsidenten wurde vor kurzem verboten.

Montag, 8. November 2010

Arbeiten - Okukola - ein kleiner Oktoberbericht

Dissemination 

Was ist das Rote Kreuz und nach welchen Prinzipien arbeitet es?
Wie schon im vorigen Bericht erwähnt, gehört es zu meinen Aufgaben über die Arbeit des Roten Kreuzes zu sprechen: Wann und weshalb entstand die Organisation? Was gehört zu ihren Aufgaben und nach welchen Prinzipien arbeitet sie? Manchmal ist es gar nicht so einfach, die Fakten interessant vorzutragen, doch wir geben uns die größte Mühe:


Und dann gab es eine große Schlacht...: Die Schüler der Mugezi Schule waren überrascht, dass das Rote Kreuz aufgrund einer beobachteten Schlacht von dem Schweizer Henry Dunant gegründet wurde, der damals auf dem Weg nach Afrika war. Noch mehr überraschte sie allerdings, dass das Symbol der 1863 gegründeten Organisation keinen religiösen Hintergrund hat - sondern die Umkehrung der schweizer Flagge ist.

HINIVUU!: Mit diesem Wort begrüßen sich die Rot Kreuz-Mitglieder untereinander. Die Übung des Grußes eignet sich fantastisch, um die Konzentration der Kinder wiederzuerlangen... Sobald es laut wird heißt es "HINIVUU!" und alle antworten brav "HINIVUU!". Es ist übrigens die englische Abkürzung für die Prinzipien des Roten Kreuzes: Humanity - Menschlichkeit, Impartiality - Unparteilichkeit, Neutrality - Neutralität, Voluntary - Freiwilligkeit, Unity - Einheitlichkeit, Universality - Universalität
Drei Passfotos bitte und 60 Cents: So schnell kann man Mitglied des ugandischen Roten Kreuzes werden. Allerdings ist der Mitgliedsbeitrag, der jedes Jahr aufs Neue bezahlt werden muss, bei einem Durchschnittsverdienst von etwas mehr als einem Euro pro Tag nicht für jeden leicht aufzubringen. In der Kisubi Seminary Schule war das jedoch kein Problem, da die Eltern der Schüler eher der höheren Gesellschaftsschicht angehören.

Katastrophen-Management
Zu den Aufgaben des Roten Kreuzes zählt auch die Katastrophenarbeit. So half das ugandische Rote Kreuz bei der Suche nach Überlebenden eines großen Bergrutsches Anfang des Jahres (86 Personen starben) oder auch bei der Versorgung von Flutopfern im Nordosten des Landes in diesem Herbst. Florian und ich wurden nun damit beauftragt unsere Branch mit anderen Freiwilligen bei einer Art Umzug/ Demonstration zur Unterstützung von Katastrophenarbeit zu vertreten. Bei dieser Gemeinsamkeit wurde auch auf die Belange des Umweltschutzes hingewiesen.

Kreuz gegen Katastrophen: Am Disaster Risk Reduction Day gab es einen Marsch von Hilfs- und Umweltorganisation, um Unterstützung in der Katastrophenschutzarbeit von der Regierung zu fordern und auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen.

Wasser!: Eine unserer Aufgaben war es, die geladenen Gäste mit Getränken zu versorgen. Dafür haben wir sogar ein T-Shirt geschenkt bekommen.

Erste Hilfe-Training
Nachdem ich wieder gesund war, wurde ich sofort für ein Erste Hilfe-Training am Wochenende in einer Grundschule eingespannt. Natürlich waren die Kinder vor allem für die praktischen Übungen zu begeistern:

Ganz vorsichtig: Das Üben der stabilen Seitenlage macht den Kindern besonders viel Spaß - ab und an geht es etwas ruppig zu.

Trinkwasserschutz
Da das ugandische Rote Kreuz auf die Gesundheit der jeweiligen Gemeinden der Zweigstelle achtet, fällt auch der Trinkwasserschutz in den Aufgabenbereich der Organisation. Auch wir werden in diese Arbeit miteinbezogen:

Kaltes, klares Wasser: Zu unseren Aufgaben gehört es, Wasserquellen zu identifizieren und dafür zu sorgen, dass diese sauber bleiben. Diese Quelle gilt nach unseren Standards als sauber. Einige Ugander können es sich nicht mal leisten, das Wasser abzukochen - dementsprechend wichtig ist diese Arbeit.

Jugendarbeit
Als Projekt für die jugendlichen Mitglieder wollten einige der ugandischen Freiwilligen ein Volleyball-Feld  malen...
Bitte nicht rutschen: In der vergangenen Woche haben wir ein Volleyball-Feld gemalt - trotz Protesten leider mit Öl, weil kein Geld für Farbe vorhanden war. Allerdings ist es etwas groß geraten. Da wir kein Maßband hatten, diente als Metermaß die Arme unterschiedlicher Freiwilliger...


Unterstützung bedürftiger Gemeindemitglieder
Eine neue Aktivität unserer Branch besteht darin, dass wir Ugander, die ihren Lebensunterhalt nicht allein finanzieren können, unterstützen:

Wenn das Grundlegende fehlt: Zu den Aufgaben des ugandischen Roten Kreuzes gehört es auch, Menschen mit Lebensmitteln und Kleidung zu unterstützen, die sich allein nicht finanzieren können. Die Bedürftigen findet das Rote Kreuz mit Hilfe des Gemeinde-Leiters.

Pappe als Bett: Dieser Frau, die mit ihrem Enkel zusammenlebt, fehlt sogar ein Bett. Der Regen läuft ins Zimmer, weil das Dach nur aus kleinen Wellblechstücken besteht. Die letzten Reste ihrer Seife wurden von Ratten gefressen. Sie kann nicht für sich selbst aufkommen, weil sie kaum laufen kann und keine Unterstüzung von den Eltern des Enkels bekommt. Unser Koordinator hat ihr nun versprochen, ihr wenigstens ein Bett zu besorgen. Leider ist es uns bisher nicht möglich, weitere Familien zu unterstützen, da das Geld fehlt. Aber dafür organisieren wir ein Charity Dinner, das hoffentlich Erfolg haben wird.


Hier die Basisinformationen zu dem Grund unseres Wohltätigkeitsessens: 


Fundraising Dinner - Letter of Information

Fundraising for what?
The new Activity of the Uganda Red Cross Society Entebbe Branch:
"Identify and Support needy Families in Entebbe"

What is the URCS Entebbe Branch?
Uganda Red Cross Society, Entebbe Branch is one of the 51 branches of URCS. The branch implements a number of Humanitarian activities aimed at responding to the needs of the most vulnerable people around Entebbe communities. It is part of the humanitarian Red Cross and Red Crescent Movement which is active all over the world.

Why should the URCS and me support vulnerable people in Entebbe?
Poverty is one of the biggest challenges of Uganda. Almost 50 percent of the Ugandans are living below the poverty line. Most of them are not able to assure their livelihood because they are too old, too young or sick. Entebbe is also affected of it. As a humanitarian organization it is our mandate to try to support them.

What will happen to the money?
The funds raised out of this event will be used to purchase the essentials׃
  • Food
  • Essential Non-Food Items Like Clothes And Soap
  • Rudimentary Health Care
  • Support In Official Issues

Why do we organize a dinner?
The theme of the dinner is׃                   “DINING FOR HUMANITY”
We chose this kind of event because it is of benefit of everyone. The supporters have got the possibility to spend a wonderful evening by helping other people. The vulnerable people get support which they really need and which is also a support for the community. The Uganda Red Cross Society is able to implement a new and valuable activity and can concentrate its power on other important activities. The Dinner will be attended by a number of people such as members of the Red Cross and other well-wishers.


Community Service - Gemeindedienstleistung
Im Oktober hatten wir unseren ersten Community Service: Reinigung von Entebbes Krankenhaus.

Mit Stroh gegen die Bequemlichkeit: Diese Woche hatten wir unseren ersten Community Service - im hiesigen Krankenhaus. Ziel dieser Aktionen ist es, für alle Anwesenden sichtbar aufzuräumen und sauber zu machen, um Bewusstensein für die Vorteile einer sauberen Umgebung zu schaffen. Die traditionellen Reisigbesen waren uns verlässlich zu Diensten.

Ab in den stinkenden Graben: Es gab keine Ausreden. Jeder Freiwillige musste selbstverständlich mit anpacken - auch wenn blutige Wattebäusche und stinkende Regenrinnen Überwindung erforderten.

Büroarbeit
Den größten Teil meiner Zeit verbringe ich momentan im Büro - dementsprechend genieße ich natürlich die Momente, in denen ich auch "im Feld" (in Schulen, Instituten und Universitäten) aktiv bin. Momentan stehen wie erwähnt die Planung eines Youth Camps und eines Benefizessens an. Dementsprechend ist es an mir, das Programm zu planen, Ehrengäste einzuladen, Einladungen zu entwerfen, Arbeitsbesprechungen zu leiten, Verhandlungen mit beteiligten Unternehmen zu führen und natürlich für die Events zu werben. Das sind eh schon keine besonders leichten Aufgaben, aber mein Geschlecht erschwert mir die Arbeit manchmal noch mehr - denn einige ugandische Männer sind der Meinung, dass Frauen ihre Arbeit nicht ernst nehmen oder nicht so intelligent sind wie sie...



Wohin mit dem Youth Camp: Es ist nicht einfach einen geeigneten Ort für eine Veranstaltung mit über 200 Kindern/Jugendlichen zu finden. Dementsprechend leidenschaftlich wurde das Thema auch diskutiert.

Kopfzerbrechen: Für die Arbeitsbesprechungen müssen wir oftmals nach draußen ziehen, weil das Büro zu klein ist. Im Freien denkt es sich einfach besser.

Ermüdend: Überstunden sind nicht ohne.

Sekretärin: Manchmal spiele ich auch Sekretärin... aber nur wenn Andrews Hände voller Öl sind, weil er ein Volleyball-Feld malt...



Und in Zukunft?
Diesen Monat habe ich die ersten eigenen Projekte vorgeschlagen und habe das OK für die Umsetzung von meinem Koordinator bekommen.

Projekte:

Webseite
In Zusammenarbeit mit Flo werde ich eine Webseite für die Branch entwickeln. Sobald sie fertig ist, bekommt ihr die Adresse.

Datenordnung und -sammlung
Die Mitgliederkarteien müssen neu geordnet und ergänzt werden. Außerdem soll ich neue Daten über die Mitglieder sammeln.

Bewerbungstraining
Das Training soll eine neue Aktivität unserer Branch werden, um Einkommen zu generieren, und soll in Schulen, Universitäten und Gemeinden angeboten werden. Dafür muss ich ein Konzept erstellen, das vom Headquarter absegnet wird. Das Training wird einige Tage dauern und wird Themen von der Berufswahl über die richtigen Bewerbungsunterlagen bis zum Bewerbungsgespräch abdecken. Außerdem plane ich spezielle Trainings in reinen Frauengruppen, da die weiblichen Teilnehmer neben dominanten Männern oftmals gehemmt erscheinen.

Frauenarbeit
Zu den Zielen unserer Zweigstelle gehört auch die Förderung der Frauen in Entebbe. Leider fehlte es bisher an Ressourcen zur Umsetzung. Zum Beispiel ist ein Frauenfußballteam geplant, aber es fehlen die Mittel. Dabei sind gerade Freizeitangebote für Frauen im sportlichen Bereich sehr selten. Viele Schulen haben nicht das Geld und viele Mädchen/Frauen können sich solch ein Hobby nicht leisten. Für die Umsetzung des Fußballteams habe ich nun von meinem Chef das OK erhalten - falls ich ein überzeugendes Budget aufstelle und die Mittel organisiert bekomme (dabei hoffe ich auf die kommende Frauen-Fußballweltmeisterschaft in Deutschland). Es wäre schön, wenn dieses Team und das Bewerbungstraining ein erster Schritt zu einer etablierten Frauenarbeit in Entebbe seien könnten. Denn Möglichkeiten hat die Branch noch viele - so gibt es Experten für Projektplanung, die Frauen dabei unterstützen könnten, eigene Geschäfte zu eröffnen und ähnliches.

Fazit
Es gibt viel zu tun und noch so viele Ideen die es umzusetzen gilt (Gesundheitstraining, Umweltunterricht, Gründung von Lernkooperationen zwischen den einzelnen Schullinks...). Hoffen wir mal, dass uns Energie und Ideen nicht ausgehen.

Freitag, 5. November 2010

Lieber die Maus im Haus als die Ratte auf dem Dach - Oder: Drei kleine Anekdoten

Das Bild:
Mal etwas Trauriges: Hier in Uganda bekommt das Wort Tierschutz leider eine ganz andere Bedeutung. Hühnerfleisch wird hier vor allem lebendig verkauft. Während des Transports werden die Beine der Tiere aneinander gebunden, so dass sie nicht flüchten können. Bei diesem extremen Beispiel wurden die Bündel aus fünf Tieren einfach auf den Dachgepäckträger geworfen. Einige der Hühner dürften auf der Fahrt qualvoll erstickt sein.

Und heute hieß es:
"Nantogo (also ich)! Kalema (Flo)! Habt ihr keine Manieren???"
Mathias ein ugandischer Freiwilliger, als er mich und Flo dabei "ertappte", wie wir im Gehen gegessen haben. In Uganda gilt es nämlich als äußerst unhöflich, während des Essens zu gehen. Darauf folgte übrigens noch die Frage: "Seid ihr so beschäftigt, dass ihr im Gehen essen müsst?" Entschuldige! Das kommt nicht mehr vor...

Erlebnis in (fast) fünf Sätzen:
Ein kleines Restaurant mit leckerem traditionellen ugandischen Essen. Es duftet nach frischem Reis und Bohnen. Die Planen auf dem Wellblechdach halten den Regen ab, der gegen das Plastik schlägt. Neben zwei deutschen Freiwilligen hat das Restaurant einen weiteren Stammgast - eine dicke Ratte, die unter dem Dach des Gebäudes haust. Eines Tages hatte die Ratte einen schlechten Tag und sie fiel von der provisorischen Decke auf den gedeckten Tisch - direkt auf die Tasche eines Gastes. Dieser erschreckte sich fürchterlich und damit erschreckte er auch die dicke Ratte. So sehr, dass sie ihn ansprang und als sie wieder bei Sinnen war schnell hinunterhüpfte - bevor der Gast sie schlagen konnte. Da ist mir doch unsere kleine Hausmaus, die des Abends von der Eingangstür durch unser Wohnzimmer zum Hinterausgang flitzt, eindeutig lieber.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Mal etwas Neues...

Bild des Tages

Erste Hilfe gegen Vorurteile: Bei einem Erste Hilfe-Training in einer Grundschule kamen sich die einzelnen Schüler näher und konnten Vorurteile abbauen. (Das ist übrigens der dreihändige Sitz zum Transport von Verletzten.)

Und heute hieß es:
"Ach ich fahr einfach jetzt hin. Das macht doch nichts!"
Unser Branch Coordinator 3 Stunden nach dem eigentlichen Zeitpunkt seiner Verabredung.

Annekdote in (etwa) fünf Sätzen
Schlaf Verkäuferin schlaf.
Die Tomaten duften verführerisch, also bleibe ich an dem kleinen Marktstand stehen. Es gibt nur ein Problem: Die Verkäuferin schläft. Während ich noch grüble, kommt ihre Kollegin an, nimmt mir das Geld aus der Hand, schmeißt es der anderen hin (die weiterhin schläft) und steckt mir die Tomaten in die Taschen. Ich bin einen Moment verwirrt, aber dann geht das Leben weiter.


INFO: Die Seiten "Ungewöhnlich!", "Bohnen,..." und "Von Riesenspinnen..." wurden aktualisiert.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Pech als Schatten

Gut der Titel ist ein wenig übertrieben, aber irgendwie hat das Pech Gefallen an mir gefunden. Mein Laptop ist kaputt (und mehrere Reparaturversuche sind gescheitert), mein Fahrrad (vor kurzem erworben, um zur Arbeit zu fahren) ist im aktuellen Zustand ebenfalls nicht zu gebrauchen, es gibt so manche Probleme mit einigen ugandischen chauvinistischen Männern, zwei lieb gewonnene Menschen sind nach Deutschland zurückgekehrt und dann gab es noch eine Begegnung der Dritten Art, die manch einen (vor allem einen!)  in Todesangst versetzte...

In der vergangenen Zeit ist viel passiert und ich hoffe, dass ihr es mir nicht übelnehmt, dass ich vielen von euch nicht antworten konnte. Gerne hätte ich euch zu meinem Blog  (http://ugandani.blogspot.com/) eingeladen bzw. den Blog weitergeführt, aber leider ist mein PC direkt nachdem die Seite fertig wurde, ins Koma gefallen... Damit ihr euch nicht alles durchlesen müsst, unterteile ich den Eintrag so, dass ihr euch das Interessanteste raussuchen könnt:

Arbeit
Dieser Punkt hat sich aufgrund allgemeiner Nachfrage nach genaueren Berichten, um zwei Einträge nach oben verschoben.


Freizeit
Was ist das? :) Nein, nein, so schlimm ist es nicht. Natürlich haben wir noch Freizeit. Die verbringen wir/ich meistens mit kochen, lesen (die Zeitungslandschaft ist sehr interessant gerade in der Vorwahlzeit), zeichnen, spielen (in unserer Nachbarschaft wohnen sehr liebe Kinder) oder damit in Kampala um unser Überleben zu kämpfen - im Zentrum der Stadt scheinen nämlich sämtliche Verkehrsregeln bedeutungslos. Sammeltaxis heizen über die Fußwege. Fahrradfahrer rollen dir über die Füße. Fußgänger schubsen dich auf die Straße, wenn kein Platz ist. Ampeln dienen maximal als frühweihnachtliche Beleuchtung, nicht als Verkehrszeichen.  Ein Motorrad hat nur zwei Plätze? Ach Quatsch, da passen doch noch zwei Kinder und eine Ziege drauf.

Im Dunkeln ist gut... lesen: Der gelegentliche Stromausfall schränkt unsere Freizeitmöglichkeiten etwas ein.

Nur eine Kuh: Boda-Fahrer und Passagiere sind äußerst einfallsreich, was den Transport der unterschiedlichsten Dinge und Lebewesen auf dem Motorrad anbelangt - leider entwischen sie immer meiner Kamera. Deshalb ein Zeitungsfoto. Folgendes habe ich schon auf dem Boda gesehen: Bettgestell, halbe Palme, Sessel, Regal, vier Kinder und noch einiges mehr.


Ab und an sporteln wir im botanischen Garten oder schwimmen in einem der nahe gelegenen Hotels (das ist allerdings die Ausnahme).

Kreativ durch Regen: Eine Badminton-Runde im Haus hat noch nie geschadet... Flo sieht das zwar anders, aber was er nicht weiß... ;)

Aber am spannendsten sind noch immer die Menschen, denen wir begegnen. Sei es der Nachbar, der aus dem Kongo geflohen ist, der Student, der unbedingt in Europa studieren möchte oder die alte Frau ohne Verwandte, die sich kaum selbst versorgen kann. Die meisten Menschen sind offen und sehr freundlich. Manchmal habe ich so meine Probleme mit den Männern, entweder weil sie mich nach zwei Minuten heiraten wollen (ganz ohne Hintergedanken natürlich ;) ) oder weil sich mich als Frau einfach nicht ernst nehmen. Mittlerweile habe ich allerdings seinige Tricks entdeckt, die das verhindern. Ansonsten gibt es auch immer reichlich Besuch beziehungsweise besuchen wir auch andere Freiwillige. Heute haben wir 13 Leute zu Gast, weil leider zwei Freiwillige aus gesundheitlichen Gründen das Land verlassen müssen - das wird zwar ein schöner Abend, aber ein trauriger Abschied.


Besuch in Kumi
Am vergangenen Wochenende waren wir in Kumi - eine Kleinstadt im Osten Ugandas. Nico, einer der Freiwilligen, hatte Geburtstag. Und so hieß es ab ins Sammeltaxi nach Tororo - Mbale - Kumi.

Touri-Fotos: Zu Besuch bei den Freiwilligen in Tororo vor dem Tororo-Rock

Der Abend war wunderbar. Es wurde zusammen mit Ugandern gegessen, getrunken, gelacht und getanzt. Aber das größte Erlebnis war die Fahrt: Bei jedem Stop des Sammeltaxis wurden uns Bananen, gegrillter Mais (hätte ich lieber nicht essen sollen), Fleisch, aber auch Kämme, Brillen, Taschen, Lenkräder und noch allerlei anderes gereicht... Die Straße war mit bis zu 30 cm tiefen Schlaglöchern übersät und manchmal (wenn die Brücke etwas klapprig war) mussten wir aussteigen, um das Gewicht zu reduzieren... Vor allem die Taxifahren lieben das Chicken Game: Überholen und wenn ein anderes Auto entgegenkommt, zu testen, wer als erster ausweicht. Aber man gewöhnt sich daran - auch dass man in den Reisebussen stehen muss.


Begegnung des Schreckens
Rascheln. Kratzen. Schnelle Schritte. Dann kracht die Tür zu meinem Zimmer ins Schloss. Flo sitzt auf dem Boden und schaut mich entgeistert an. Ich schaue entgeistert zurück. Ich habe fest geschlafen. Schon wieder eine Kakerlake, frage ich müde. Nein, lautet die Antwort. Was dann? Eine Fledermaus! Ja, gut eine Fledermaus was soll's, die sind ja wenigstens süß, denkt ihr euch jetzt sicher. Aber hier sind die Tiere mit Vorsicht zu genießen: Tollwut und Ebola lassen grüßen... So wirklich konnte ich es nicht glauben, aber irgendwie hatte es die Flattermaus tatsächlich in unser Wohnzimmer geschafft. Wer sollte das Ding nun auf welche Weise rausbekommen. Das war unsere Lösung:

Kein Kommentar.



So, das war's erst einmal aus dem wunderschönen Land der Kochbanane. Leider kann ich derzeit nur mit einer rudimentären Rechtschreibprüfung dienen, da der Empfang wie immer schlecht ist, der Stromzugang eigenwillig und ich leider aufhören muss.

Ich hoffe, ihr seht es mir nach und drückt mir die Däumchen für den morgigen Tag - denn dann versuchen wir die letzte Möglichkeit, um meinen Lappi zu retten. (ER WURDE GERETTET! ... aber leider ist die Festplatte zerstört.)

Liebste Grüße und ich hoffe, ihr friert noch nicht allzu sehr...