"Ich weiß nicht, was mit unseren Frauen plötzlich los ist", schimpft Alex. Er ist Ruander und besucht derzeit seinen Bruder in Uganda. "Plötzlich machen alle Sport und wollen dünn sein. Es kommt kein Zucker mehr in den Tee und sie fangen sogar an vegetarisch zu kochen! Nur weil sie hören, dass das gesund sein soll." Wenigstens in Uganda gebe es noch ordentliche Frauen. Schließlich sei hier dieser westliche Gesundheitswahn noch nicht angekommen. Ich muss schmunzeln. Dass er sich gerade bei mir beklagt, grenzt an Sarkasmus. Ausgerechnet bei mir. Ich - zeitlebens Vegetarier, nicht gerade dick, verrückt nach Sport, Europäerin und seit kurzem Projektdirektorin der URCS Entebbe Branch Sport Gala (der Titel hört sich natürlich größer an, als er ist).
Ein paar Wochen zuvor hatte ich mich noch vehement dagegen gewehrt, als meine Kollegen mich einstimmig zur Koordinatorin der Gala gewählt hatten. "Ich habe keine Zeit, ich muss für meine Uniabschlussprüfungen lernen." Aus der Erfahrung mit dem Fundraising Dinner und den Ferienlagern schlauer geworden, war klar, dass ich wieder viel Freizeit opfern müsste, die ich eigentlich zum Lernen nutzen wollte. "Ach was, du machst das schon und du hast ja auch noch dein Team. Wir nehmen dir die meiste Arbeit ab!" Hmmm. Gefangen in der moralischen Zwickmühle. Die Gala, an der all unsere Partnerschulen und -organisationen teilnehmen sollten, war auf jeden Fall eine gute Idee. Zum einen würde es helfen, mal wieder ein bisschen Bewegung in die Rot Kreuz-Clubs der Gemeinden, Schulen und Unis zu bringen. Und zum anderen würde es vielleicht helfen, Sport etwas beliebter zu machen. Denn Sport ist vielen erwachsenen Ugandern relativ egal. Es sei denn es geht um Fussball. Zwar kommen die Fitnesstrends langsam auch in den größeren Städten an, aber halt nur sehr langsam. Während Kinder und Jugendliche noch Zeit für Sport opfern, können sich das Erwachsene kaum leisten - schließlich muss man in Uganda viel arbeiten, damit man seine Familie ernähren kann. Kulturbedingt vermeidet man es sogar eher, sich körperlich anzustrengen - so nehmen viele Leute für kurze Strecken ein Motorradtaxi. Dahinter steht dann die Aussage, ich kann es mir leisten ein Taxi zu nehmen und ich kann Kraft und Zeit für etwas anderes verwenden. Nicht selten wird man für den Vorschlag zu Fuß zu gehen, ausgelacht. "Ach, du musst doch nicht laufen - der Weg ist außerdem sooo weit." Vor allem Frauen treiben selten Sport. Problematisch, wenn man sieht, dass gerade in dieser Gruppe die Diabetis- und Adipositasfälle in Uganda radipe steigen. Naja, während ich also noch so hin und her überlege, hat mein Büro sich schon entschieden: Daniela ist Projektdirektorin, basta!
Viele Wochen, viele Meetings, viele Konzeptideen und viele Einladungen später ist es so weit. Jedes Teammitglied hat seine Aufgabe, alles was zuvor erledigt werden konnte, wurde erledig. 24 Schulen haben zugesagt, dass sie teilnehmen. Der Mann zum Markieren der Spielfelder wurde bezahlt und das Komitee, das die Spielpläne schreiben soll, steht. Das gesamte Team hat eingewilligt, um 6 Uhr in der Früh am Büro zu sein. Es wurden vier Fussballplätze gebucht, auf denen die Fußballturniere (jeweils eines für die Juniors und die Seniors) und Netballturniere stattfinden können. Wenn ihr euch jetzt fragt, was Netball ist, dann kann ich euch beruhigen: Es ist keine neumodische Sportart an euch vorbeigegangen. Netball ist ein Ballsport, der vor allem im englischsprachigen Raum gespielt wird (eine genauere Beschreibung findet ihr bei den Fotos).
Dann sollte am großen Tag doch eigentlich nichts mehr schiefgehen. Sollte...
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...6 Uhr: Nur ich da. Ein Glück kommt Flo kurz darauf... |
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...zu zweit das riesige Zelt abzubauen, ist so gut wie unmöglich. Um 7Uhr sind wir dann endlich zu fünft. Aber keine Zeit für Panik: Um 8Uhr soll es schließlich losgehen und bis dahin müssen noch das Zelt ab- und aufgebaut, die 30 Stühle, ein Tisch und ein kompletter Erste Hilfe-Bereich Richtung Spielfeld transportiert werden.
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Als endlich alles steht, sind zwar die Freiwilligen (mit Flo in der Rolle des Registrators) da, aber erste eine Schule von über 20 angemeldeten Teilnehmern. Da weder das Hauptfeld wie vereinbart markiert ist, noch der Spielplan wie vereinbart abgetippt wurde, kommt uns das sehr entgegen.
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Noch ein kurzes Aufwärmtraining neben dem Stier: Zwei Studen nach der angesetzten Zeit ist endlich der Großteil der angemeldeten Schulen da. Das Spielfeld wurde mit Mehl markiert. Noch ein Gebet, eine Rede, die Nationalhymne und los geht das Turnier:
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Im Fußball finden die Vorundenspiele von 2 x 10 Minuten statt. |
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Für einige bedeutet das schon nach ein paar Runden das Aus |
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Während die Schiedsrichter eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen haben, wurden uns Bälle, Tore und Körbe kostenlos zur Verfügung gestellt.
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Auch im Netball geht es zuerst in die Vorrunde: 2 x 7 Minuten pro Spiel. |
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Netball? Was ist eigentlich Netball: Das Spiel erinnert an eine Mischung aus Basketball und Handball. Es geht darum einen Ball in den gegnerischen Korb zu werfen, um zu Punkten. Dabei hat jeder Spieler seine ganz eigene Rolle. Je nach dem, welche Position man inne hat, darf man sich auf dem Spielfeld, das aus drei Teilen besteht, bewegen. Ist man beispielsweise der Torhüter, so darf man nur im hintersten Teil des eigenen Spielfelds stehen. Dementsprechend sind die Positionen auf den Leibchen festgehalten . Der Ball wird bewegt, indem man sich ihn zuwirft. Wer den Ball hat, muss sofort stehen bleiben und innerhalb einer bestimmten Zeit abspielen. Mehr Infos unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Netball
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ICH???: Natürlich hatte unsere Branch auch einen Netballteam. Was ich allerdings nicht wusste: Dafür war auch ich eingeplant. Ich: Noch nie Netball gespielt, keinen Schimmer von den Regeln. Mein Team: Du machst das schon! Insgesamt war das ziemlich erheiternd für die Zuschauer...
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Und die Zuschauer kamen zahlreich - mit Schirmen gegen die Sonne ausgestattet. |
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Oder im Schatten sitzend |
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Oder auch in der prallen Sonne. |
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Der Eisverkäufer machte das Geschäft seines Lebens. |
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Aber ein Eis konnte das Rot Kreuz-Fußballteam auch nicht über seinen frühen Rauswurf hinwegtrösten |
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Und so spielte man fair... |
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... oder auch weniger fair und mit einem gewissen Ernst um die Pokale. |
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Der Moderator redete sich den Mund trockener und trockener... |
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Und schließlich ging es in das Viertelfinale. Und die Schulpatrone stritten heftigst über die Spieleinteilung, das Rote Kreuz immer als Vermittler dazwischen. |
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Erste Hilfe wurde ein Glück nur selten gebraucht. |
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Schließlich ging es ins Fußball- und |
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Netballfinale. |
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Nun war auch die Branchelite anwesend: Unser ehemaliger Manager, der Präsident des Komitees unseres Büros, unsere aktuelle Managerin und unser Präsident des Jugendkomitees (vorne von links nach rechts). |
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... wenn sie ein wenig neckt, dann lachen sie sogar. |
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In den Halbzeiten gab es dann ernste Worte und... |
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...letzte Tipps. |
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Ratzfatz steht auch schon das Sieger Team im Netball fest. |
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Und die Verlierer trösten sich mit einer Soda. |
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Vor allem die Kleinsten feuerten begeistert an. |
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Wenn sie nicht gerade etwas Interessanteres gefunden haben... |
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...oder selbst trainieren. |
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Um 19 Uhr geht es dann endlich an die Preisverleihung. |
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Während die Kleinsten in einen Freudentaumel verfallen, ... |
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... sind die Großen eher die stillen Genießer. |
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In einem sind sich alle einig:... |
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Im nächsten Jahr wieder eine Sport Gala!!! |
Ach, wenn das mal mein neuer Freund Alex miterlebt hätte...